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Rückblick und Fazit

Hallihallo!

Jetzt ist es tatsächlich soweit, ich schreibe meinen letzten Blog… Unfassbar. Falls irgendjemand herausfinden sollte, wie man die Zeit langsamer vergehen lässt, lasst es mich wissen! Achja, ein frohes neues Jahr wünsche ich allen! Möge 2020 ein positives, stressfreies und glückliches Jahr werden. 

Kurzes Update was meine Noten betrifft: Ich habe mittlerweile überall meine final grade und kann nicht meckern! Habe mich schon gefragt, ob die Noten noch vor dem neuen Semesterstart bekannt gegeben werden und siehe da, in der Tat!

Nun, lasst mich heute mal ein kleines Fazit schreiben über diese fünf Monate. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Okay, erst mal die Uni: Fand ich eine gute Wahl! Mit knapp 30.500 Studenten ziemlich groß und international. Was ich total cool finde. Da kann ich jetzt mal wieder nur von meinem Studiengang sprechen, aber die Größen der „Klassen“ ist genial. Wir waren ca. 30 Studenten. Was das System an sich angeht, darüber habe ich ja schon ein, zwei Worte verloren - ist nicht so meins. ABER was wirklich gut ist, man tut sich sehr schwer durchzufallen, da eben nicht alles (oder so gut wie alles) an dieser letzten und einzigen Klausur/Projekt hängt, sondern auf verschiedene Hausarbeiten oder Tests aufgeteilt wird. Das ist wirklich was Positives an diesem System! Auch was den Stundenplan angeht, kann ich mich nicht beklagen, man kann ihn sich nicht selber zusammenstellen, aber das bin ich ja gewohnt. Ich hatte immer mittags Uni, habe aber auch gehört, dass andere abends von 18:00-21:00 Uni hatten… Und man hat sich wirklich schnell dazugehörig gefühlt finde ich. Zumal ich recht schnell Freunde gefunden habe, aber einfach auch, weil es so viele Clubs (extra für international Students) gibt, die immer wieder Ausflüge oder Events veranstalten bei denen man neue Leute kennenlernt! Es wird einem auf keinen Fall langweilig da dorten. Was noch hilft sich dazugehörig zu fühlen, ist einfach dieser Teamgeist, den es glaube ich an allen nordamerikanischen Colleges gibt und der durch die Sportmannschaften gefördert wird. Wir sind halt einfach die Ravens!

Long story short: Am Anfang hat man so viele verschiedene Unis zur Auswahl und man denkt sich, wie zur Hölle weiß ich jetzt, dass ich die richtige gewählt hab? Lasst mich mal kurz poetisch sein: Man kann jede Uni zu seiner Uni machen. Kommt darauf an wie viel Interesse man reinsteckt ;) Aber die Carleton hat es mir wirklich leicht gemacht! Das Klischee die netten Kanadier trifft halt auch einfach zu.

people

Allgemein die Sprache: Ich habe mich für ein englisch sprechendes Land entschieden, weil das nunmal die einzige Fremdsprache ist, die ich kann. Bzw. in der ich mehr sagen kann als „Hallo, ich heiße Samy, bin 22 Jahre alt. Wie geht’s?“. Es kommt natürlich immer auf dein Level an, ob du es in der Uni total leicht findest mitzukommen oder dir bei manchen Sachen doch denkst, „Moment was? Nochmal bitte“. Und was du für Fächer wählst, bzw. was du eben studierst. Ich kann mir vorstellen, dass technische Fächer mit viel speziellem Fachjargon oder Physik, Chemie etc. in Englisch schwieriger sind, als die die ich hatte. So oder so denke ich wirst du dich nur für ein Auslandssemester entscheiden, wenn du dich in der Sprache wohl fühlst und selbstsicher bist. Also würde ich mir da keine Gedanken machen!

Was die Umgangssprache und das alltägliche Reden angeht, sind Kanadier eh recht gut zu verstehen finde ich. Sie haben nicht wirklich einen heftigen Dialekt, ganz im Gegensatz zu den amerikanischen Südstaaten zum Beispiel. Das ist definitiv eine andere Nummer!

Die Stadt und „Kultur“: Ich denke Ottawa ist nicht mal halb so bekannt wie Vancouver oder Toronto. Ich muss mal wieder gestehen, dass ich Ottawa vorher nicht kannte bzw. auch nicht wusste, dass es Kanadas Hauptstadt ist… Man lernt nie aus! Wie schon mal angesprochen, fühlt sich Ottawa auch nicht an wie eine Großstadt. Der „Stadtkern“, also die Downtown ist relativ klein. Dann gibt es noch Little Italy, Chinatown, die Ellenlange Bank Street und natürlich die Vorstädte. Trotzdem kann man die Downtown ganz leicht zu Fuß abklappern, hat seine Vorteile, aber man ist halt auch recht bald durch und dann muss man anfangen mit den ach so verlässlichen öffentlichen Verkehrsmitteln die restliche Stadt zu erkunden. Auch da ist man bald durch. Ottawa hat definitiv nicht so viel zu bieten wie Toronto oder Vancouver. Da ist eben alles ein bisschen kleiner. Nach wie vor gefällt sie mir richtig gut. Denn es ist demnach auch bei weitem nicht so hektisch wie in den richtigen Großstädten und für den Alltag, der ja trotzdem irgendwann einkehrt, hat man alles was man braucht. Ja und was die Kultur angeht, das ist keine Herausforderung. Da merkt man kaum einen Unterschied zu Deutschland, ist ja alles westlich. Nur, dass man eben hier seine netteste Version rausholen muss um mit den Kanadiern mitzuhalten. Manchen von euch wird das sicherlich total einfach fallen, auch schnell mal einen Smalltalk anzufangen. Ich hab da irgendwie nach wie vor meine Schwierigkeiten. Aber das ist dann auch schon alles.

Was ich so erlebt habe:

Natürlich macht man ein Auslandssemester um dort zu studieren und mal zu erleben wie andere Universitäten auf der Welt verteilt ablaufen. Um eben neue Erfahrungen zu machen. Ich denke aber ein Großteil warum man ins Ausland geht besteht auch darin außerschulische Erfahrungen zu machen. Sonst ist’s ja langweilig ;) Ich würde schon sagen, dass ich die Zeit hier und die Möglichkeiten so gut wie eben möglich ausgeschöpft habe. Mit den Clubs der Uni war ich z.B. White Water Rafting, in einem Hochseilgarten und noch bei weiteren kleinen Aktivitäten wie ein Bar Crawl oder verschiedene Trivia Nights. Hat alles sehr viel Spaß gemacht! Sie hätten auch noch mehr angeboten, aber entweder waren die Plätze dafür schon voll oder es war etwas anderes geplant. Privat habe ich versucht so viel zu sehen wie nur möglich. Angefangen habe ich ja in Toronto und da bin ich wirklich froh drum. Es ist eine äußerst sehenswerte Stadt! Die restliche Freizeit habe ich damit verbracht nach Montréal, Québec City, in den Gatineau Park und den Algonquin Park zu fahren. Neben den größeren Städten um mich herum wollte ich unbedingt so viel Natur sehen wie möglich. Denn das ist der schönste Teil von Kanada. Leider habe ich noch keinen Park gefunden, der es mit Banff aufnehmen kann und ich kann es kaum fassen, dass ich in Kanada bin und nicht dort hin reisen kann… :( - glaubt mir ich habe nachgeschaut, aber das würde entweder einen mehrwöchigen Roadtrip bedeuten oder man müsste fliegen. Dazu fehlt mir die Zeit bzw. das Geld ;) Nächstes Mal wieder! Und dann natürlich noch viele kleine Erlebnisse zusammen mit Freunden, wie z.B. ein kleines Festival in Gatineau. Wenn man will kann man auch aus einer kleinen Großstadt viel rausholen! Außerdem haben mich mehrere Freunde von daheim hier besucht, was mega cool war! In der Zeit haben wir natürlich auch viel reingepackt.

algonquin park

Mein Fazit vom Fazit:

Ich bin froh, dass ich das Auslandssemester angetreten habe und ich bin auch mit meiner Städte- und Uniwahl zufrieden. Selbst im Nachhinein, ich hätte ja auch eine Uni in der Nähe von meinem geliebten Banff wählen können. Habe ich aber nicht, denn ich wollte einen neuen Teil von Kanada kennenlernen und das habe ich jetzt! Dass er nicht ganz so cool ist - meiner Meinung nach - konnte ich ja nur durch die Zeit hier erfahren. Trotzdem empfehle ich allen einmal hier her zu kommen! Ottawa und „Umgebung“ ist viel schöner anzuschauen was die Architektur angeht. Es ist einfach etwas europäischer hier und „süßer“, als im Westen. Abgesehen davon, dass es mir zu keiner anderen Zeit möglich gewesen wäre, weil hier eben die Semester ganz anders gelegt sind, finde ich das Herbstsemester die perfekte Zeit um hier zu sein. Kommt man etwas früher, schon im August, hat man alle Jahreszeiten (okay, außer Frühling) in einem halben Jahr. Der Sommer war wunderschön hier, denn obwohl es so kalt wird im Winter, wird es im Sommer mindestens so heiß wie bei uns daheim. Der Herbst bzw. der Indian Summer ist fast die schönste Jahreszeit hier. Alle lieben den Herbst hier, weil er einfach kaum verregnet ist, sondern angenehm und bunt und einfach wunderschön. Ich habe noch keinen so schönen Herbst erlebt wie hier! Nun ja, dann bleibt noch der Winter, der laut Kanadier hier erst so richtig im Januar beginnt. Alle meinten auch, dass es dieses Jahr schon ungewöhnlich früh Schnee gab. Der Winter hier ist etwas mit dem ich nicht klar kommen könnte auf Dauer. Denn auch wenn er mehr Schnee bringt als daheim und an sich schöner ist, weil er nicht so verregnet ist - logischerweise, weil er kälter ist und es schneit und nicht regnet - dauert er mir erstens zu lange und zweitens wird es mir einfach ZU kalt. Hier ist Winter von ca. November bis Ende April. Das sind sechs Monate kalt. Das sind ca. vier Monate zu lang. UND es wird so arschkalt - Entschuldigung - das hält der Durchschnitts-Mitteleuropäer nicht aus. Ich habe nur ein paar Tage -20° bis -30° erlebt und das hat mir schon gereicht. Das macht keinen Spaß... Jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen.

Ja, also sehr schöne Erfahrung. Vor allem auch, wieder neue Freunde an einem anderen Ende der Welt kennengelernt zu haben :) Es ist wirklich eine Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Man wächst über sich selber hinaus, entdeckt neue Seiten an sich, die man noch gar nicht kannte und hat einfach eine geile Zeit hier drüben. 

snowbear

Jetzt muss ich zum Abschluss noch ein bisschen jammern. Zwei Sachen haben mir so bisschen gefehlt - das sind aber wirklich persönliche Dinge, die andere vielleicht ganz anders sehen! Wie schon mehrmals erwähnt, fehlt mir einfach dieses typische Kanada. Bzw. das Kanada, das ich für mich als typisch abgespeichert hab. Ich habe echt schöne Fleckchen Natur um uns herum hier gefunden, aber die können anderen Fleckchen eben nicht das Wasser reichen. Deswegen war ein Teil von mir ständig auf der Suche. Für meine Freunde z.B., die noch nie in Kanada waren und die schönen Fleckchen hier mit mir erkundet haben, für die war das schon das Highlight! Es liegt also immer im Auge des Betrachters. 

Zum anderen, hat mir persönlich die Herausforderung ein wenig gefehlt. Die Tatsache, dass es am Ende ein Apartment mit meiner Begleitung wurde, wo wir dann natürlich ständig deutsch gesprochen haben, hat wohl einiges dazu beigetragen. Außerdem bin ich natürlich schon immer viel gereist und hab auch schon zwei Austausche (?) erlebt, die für mich damals eine immense Herausforderung dargestellt haben. Das waren aber die Erlebnisse, an denen ich am meisten gewachsen bin und die ich wirklich nach wie vor unglaublich schätze. Ich denke nach so etwas habe ich hier noch einmal gesucht, leider nicht ganz gefunden. Kann auch daran liegen, dass ich mittlerweile einfach älter bin, aber mir schien hier (im Großen und Ganzen) alles etwas einfach. Es war nicht wirklich eine große Umstellung. Jetzt für die Zukunft oder für eine (theoretische) zweite Wahl würde ich eher ein Land wählen mit anderer Kultur und Sprache (in der Uni sollte trotzdem in Englisch gelehrt werden, aber im Alltag usw. würde ich gerne eine neue Sprache lernen beispielsweise). Ich denke da an irgendwo in Asien z.B. keine Ahnung, irgendwo wo es etwas anders ist und mich vor neue Herausforderungen stellt. Aber wie gesagt, das sind Jammereien, die auf persönlichen Erfahrungen basieren und für euch z.B. total sinnfrei sind.

Hiermit verabschiede ich mich und hoffe, ich konnte euch einen Einblick in meine Zeit hier geben und Kanada für euch schmackhaft machen! Es ist wirklich ein wunderschönes und freundliches Land, das ALLES zu bieten hat. Meiner Meinung nach, nach wie vor das schönste Land auf seine Art und Weise, das ich bis jetzt bereist habe. Viel Spaß bei eurem Auslandssemester!

See ya!

 

Samantha Stadler zuletzt bearbeitet am 02.01.2020